Update aus unserem Dienst

Ukraine

Menschen leiden – Christen beten

Von unserem Missionar Michail Wlassenko aus Poltawa (Ukraine) erreichten uns folgende Zeilen:

„Neulich hatten wir ein Treffen für 130 Flüchtlinge. Die Freude und die Dankbarkeit der Menschen war groß. Danke, dass ihr uns diesen Dienst durch eure Unterstützung ermöglicht habt.

Nach der Veranstaltung wollten wir gerade auseinandergehen, als eine Frau auf uns zukam. Sie sagte, sie habe schon sehr lange versucht, sich für das Treffen anzumelden. Wir hatten gerade noch ein Lebensmittelpaket übrig. Die Frau öffnete ihre Tasche und zeigt uns ihre Bescheinigung, dass sie ein Flüchtling ist und aufgrund des Krieges ihr Zuhause hatte verlassen müssen. Dann öffnete sie plötzlich Bilder auf ihrem Handy und zeigte uns ein Foto mit drei Särgen. Darin befanden sich die Leichen ihrer Tochter und ihrer beiden kleinen Enkelinnen, die von russischen Soldaten getötet worden waren. Das Gesicht der Frau lief rot an und ein nervöses Zucken setzte ein. Sie zitterte und konnte sich nicht beruhigen. Ich fürchtete, dass sie gleich ohnmächtig umfällt, und stützte sie. ‚Darf ich für Sie beten?‘, fragte ich. ‚Ja, bitte beten Sie.‘ Nach dem Gebet gab ich ihr das letzte Lebensmittelpaket. Ihr Zittern hielt noch einige Zeit an, dann wurde sie ruhiger.

Ich musste daran denken, wie viele solcher Menschen es gibt, die einen schweren Verlust erlitten haben, weil ihre Liebsten getötet worden sind. Diese Menschen wirken nach außen hin oft ruhig, aber jede noch so kleine Situation, die sie an das erinnert, was sie durchgemacht haben, kann extremen Stress auslösen. Diese Menschen leben am Limit ihrer Kräfte.

Heute ist der 235. Tag des Krieges. Wie lange noch, Herr? Unsere Gemeinde betet jeden Abend über Zoom für die Ukraine. Es sind immer die gleichen Anliegen: die Regierung, die Soldaten, die Gemeinde, die Flüchtlinge, die besetzten Gebiete, die Deportierten und Gefangenen, die Medien, die Agrarindustrie, die freiwilligen Helfer, die Mitarbeiter des Katastrophenschutzes und der Feuerwehr, die Ärzte. Möge der Herr gerade diesen Einsatzkräften emotionale Kraft geben – sie müssen ständig Menschen unter den Trümmern hervorholen: Lebende, Tote, Verstümmelte ... Das ist für sie ein furchtbarer Stress. Gott helfe uns allen!“

Wir wollen Sie einladen, sich ebenfalls in dieses Gebet mit einzureihen. Vielen Dank!

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